02.01. Tom Ludwig

Gott sieht alles.

Liebe WhatsApp-Gemeinde, ein Mann bemerkt, dass der Nachbarjunge öfter heimlich Äpfel von seinem Baum klaut. Da hat er eine Idee. Er schreibt ein Schild, auf dem steht: „Gott sieht alles.“ und hängt es an den Apfelbaum. Am nächsten Morgen geht er zum Baum, da sieht er, wie mit Kinderschrift auf seinem Schild jemand geschrieben hat: „Aber er verrät mich nicht.“

Ein altes Kinderlied geht so: „Gib acht, kleines Auge, was du siehst, denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf dich. Drum gib acht, kleines Auge, was du siehst. Gib acht, kleines Ohr, was du hörst, denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf dich. Drum gib acht, kleines Ohr, was du hörst. Gib acht, kleine Hand, was du tust, denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf dich. Drum gib acht, kleine Hand, was du tust.“

Ich habe das Lied noch in der Christenlehre gelernt. Aber je länger ich darüber nachdenken, desto kritischer sehe ich es. Was steckt da für ein Gottesbild dahinter? Ein Gott, der von oben herab auf uns Menschen sieht und genau darauf achtet, was wir für Fehler machen. Und dann? Müssen wir dann mit seiner Strafe rechnen? Vielleicht hat sich das Gottesbild ja geändert, weil sich auch die Gesellschaft geändert hat. Je autoritärer die Erziehung war, desto autoritärer hat man sich auch Gott vorgestellt. Aber trotzdem glaube ich, dass es noch viele Menschen gibt, die sich Gott so vorstellen. Naja und in der Bibel, besonders im Alten Testament, ist Gott auch oft so dargestellt: Streng, hart, strafend, autoritär. Die Jahreslosung für das neue Jahr steht auch im Alten Testament, und zwar in 1. Mose 16,13:

Du bist ein Gott, der mich sieht.

Man könnte diesen Vers auch so verstehen, dass Gott alles sieht und er nur darauf wartet, bis wir einen Fehler machen, um uns dann zu bestrafen. Aber ich glaube, so ist das nicht gemeint. Dieser Vers stammt aus der Geschichte von Sarah und Hagar. Es gab Eifersuchtsprobleme, weil Sarah keine Kinder bekommen konnte. Doch sie selbst kam auf die Idee, dass Abraham ihre Magd als Nebenfrau nehmen könnte, damit sie ihm ein Kind schenkt. Doch als Abraham darauf einging und Hagar schwanger wurde, wurde Sarah eifersüchtig und behandelte ihre Magd ziemlich schlecht. Hagar hielt es nicht mehr aus und floh in die Wüste. In dieser Notsituation, mitten in der Wüste, als Hagar allein war und nicht mehr wusste, wie es weitergehen sollte, da begegnete ihr Gott. Und er tröstete sie und machte ihr Mut. Und schließlich konnte sie im Vertrauen auf Gott diesen Satz beten: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“

Hier geht es nicht um Kontrolle oder darum, dass Gott unsere Fehler sieht und sie bestraft, sondern hier geht es um Beistand, Hilfe, Ermutigung, Wertschätzung und um Liebe. Gott meint es gut mit mir. Er ist an meiner Seite, weil ich ihm wichtig bin und weil er mich liebt. Und wenn man diesen Vers so versteht, dann ist er unwahrscheinlich tröstlich und mutmachend. Der Herr der Welt sieht mich kleinen Menschen und er führt mich durch mein Leben und steht mir bei in guten und in schlechten Zeiten. Dafür bin ich Gott sehr dankbar.

In diesem Sinne euch allen ein gesegnetes neues Jahr.

Du siehst die Wunden (Text & Melodie: Danny Plett)

< br/>Weiterlesen bei: http://kirche.stadt-tanna.de/02-01-tom-ludwig/

weitere Artikel

WhatsApp-Kanal der Stadt Tanna

Liebe Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Tanna, da die Betreuung der Aushangkästen in allen Ortsteilen viel Zeit in Anspruch nimmt, haben wir eine Alternative gesucht,...