Tanna, mit rund 3.500 Einwohnern und 87 km² eine der flächenmäßig größten Gemeinden im Saale-Orla-Kreis, wurde im 12. – 13. Jahrhundert als deutsche Siedlung, damals noch unter dem Namen „Tan“, gegründet. Erste Aufzeichnungen gehen auf das Jahr 1232 zurück und gelten somit als urkundlich erste Erwähnung des Ortes. Steinerne Zeugen der nachfolgenden Entwicklung gibt es leider kaum noch, da der Ort im Laufe der Jahre vielen Feuersbrünsten zum Opfer fiel.
Stadtportrait
Tanna - zwischen Tradition und Moderne
So brannte auch die auf einer kleinen Anhöhe thronende St. Andreas Kirche 1640 nieder und wurde danach neu erbaut. Von der alten Kirche stammen noch der Haupteingang mit seinem Kreuz in steinerner Einfassung und das Kreuzgewölbe im hinteren Teil der Kirche.
Nachdem der Ort 1494 mit Stadt- und Marktrechten versehen wurde, fanden hier zahlreiche Viehmärkte statt, die damals überregionale Bedeutung erlangten.
Als Hauptindustriezweig entwickelte sich in Tanna im 19. Jahrhundert jedoch das Stickereigewerbe. Davon zeugen im gesamten Ort noch die zahlreichen roten Ziegelhäuser, die früher allesamt Stickereien beherbergten.
Mit dem Bau der Mauer und der Einführung eines Sperrgebiets 1954 begann wie in vielen anderen Orten der ehemaligen DDR, der sozialistische Ausbau der Stadt. So wurde das bestehende Stickereigewerbe weiter ausgedehnt und es entstand bis 1981 das Bekleidungswerk, in dem Arbeits- und Herrenbekleidung hergestellt und in die ganze Welt exportiert wurde. Bis 2010 stammten Stickereiwaren wie Plauener Spitze aus Tanna und wurden im gleichnamigen „Stickereiweg“ produziert.
Zwischen 1969 – 1989 wurden ein neues Schul- und ein Kindergartengebäude sowie das heutige Wetterastadion gebaut. Letzteres bot den Tannaern die Möglichkeit ihren ausgeprägten Sinn für Sport weiter auszuleben, denn Tanna war und ist eine von Sport geprägte Stadt. So findet seit 1971 der alljährliche Tannaer Silvesterlauf statt, zu dem Läufer aus ganz Deutschland anreisen um sich auf Strecken von 1 – 10 km zu messen. Berühmtester Teilnehmer des Laufes war der 2-fache Olympiasieger Waldemar Cierpinski der 1976 in Montréal und 1980 in Moskau Gold holte. Selbst Sportarten wie Skispringen oder Motorradfußball erfreuten sich in Tanna großer Beliebtheit. Auch heute noch gehört der SV Grün-Weiß Tanna, einer von 25 Vereinen der Stadt, mit seinen rund 400 Mitgliedern zu den größten Vereinen des Ortes.
Um die reizvolle Natur der Region auch für den sich entwickelnden Tourismus zu erschließen, beschlossen die Tannaer 1963 in Eigeninitiative aus einem Wiesengrund ein Naherholungsgebiet zu formen. In nur 4 Jahren schufen eifrige Einwohner drei große Badeteiche. Doch durch die Nähe zur deutsch-deutschen Grenze durften das Erholungsgebiet und die Wanderwege erst ab Mitte der 70er Jahre öffentlich genutzt werden.
Heute ist das Naherholungsgebiet Leitenteiche ein beliebter Erholungsort, der mit seinem neu gebauten Einstieg im Sommer zum Baden und mit seiner idyllischen Ruhe im Rest des Jahres zum Entspannen einlädt.
Die Nähe zur Grenze und der damit verbundene geringe touristische Ausbau der Region, hatten auch positive Auswirkungen. So blieb rund um Tanna eine wunderschöne Landschaft erhalten die jeden Wanderer und Erholungssuchenden in ihren Bann zieht.
Wandern wird in und um Tanna groß geschrieben. So beheimatet Tanna den momentanen Wanderweltmeister und Guiness-Weltrekordhalter Thomas Müller. Sein Rekord im Dauer-Nordic-Walking über 67 Stunden und 308 km, wurde beispielsweise 2008 auf dem gut ausgebauten und ausgeschildertem „Tannaer Rundwanderweg“ und dem „Saale-Orla-Wanderweg“ absolviert. Über diese sind alle Regionen Tannas und seiner Ortsteile leicht zu erreichen.
In einer reizvollen Umgebung kann man so seine „Wanderslust“ ausleben und dabei Interessantes über unsere Region erfahren oder einfach die wunderschöne Natur genießen.
Nach der Wende begann zunächst im Rahmen einer Verwaltungsgemeinschaft die Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden und 1997 wurden diese in die Stadt Tanna eingegliedert. Seitdem gehören zu dieser Einheitsgemeinde die Ortsteile Künsdorf, Mielesdorf, Rothenacker, Schilbach, Seubtendorf, Stelzen, Spielmes, Unterkoskau, Willersdorf und Zollgrün.Der Ortsteil Stelzen erlangte nicht nur durch die Sage vom Stelzenbaum deutschlandweite Bekanntheit sondern auch durch die seit 1993 jährlich stattfindenden Stelzenfestspiele bei Reuth. Dieses Musikfestival, namentlich nicht ohne Grund an den Festpielen in Bayreuth angelehnt, zeigt international gefeierte Künstler die dem Besucher z. B. Landmaschinensinfonien oder Feuerwerke mit musikalischer Untermalung präsentieren.
Um Tanna für die Einwohner und Besucher interessanter und lebenswerter zu gestalten, wurden in den letzten Jahren z. B. die Wanderwege der Region ausgebaut, ein Beachvolleyball- und Grillplatz geschaffen oder zahlreiche Spielplätze und Gemeindehäuser in den verschiedenen Ortsteilen erneuert.
Trotz oder gerade wegen dieser vielschichtigen Entwicklung, blieb Tanna immer seinen langen Traditionen treu, ohne dabei den Blick für die Zukunft zu verlieren.